Deutsche Meisterschaft 2005 in Bad Wildungen

Unser Pokal-Mannschafts-Tagebuch
Hatten wir unsere Abfahrt  eigentlich für 9.30 Uhr geplant, mussten wir diese auf 10.30 Uhr verschieben, da  Frank nicht ganz fertig war mit Packen seines Hausstandes einschließlich Abbau  seines PC, der Verladung der Waschmaschine und des Kühlschranks.  Glücklicherweise konnten wir ihn davon überzeugen, dass es in Bad Wildungen  sicher laufend Wasser gibt und zumindest die Mitnahme der Badewanne überflüssig  sein dürfte.
Dreilinden hinter uns gelassen, rauschten wir  guter Dinge die A2 und    die A7 hinunter und erreichten Bad Wildungen in gut vier  Stunden. Von dem reichhaltigen Kurangebot Gebrauch gemacht, besuchten wir das  örtliche Freizeitbad. Frank und Benni hatten natürlich nicht an Badesachen  gedacht und wollten die Dorfmädels in ihrer von Gott gegebenen Schönheit  erschrecken. Dies ließ die Dame an der Kasse jedoch nicht zu und verkaufte  beiden Badehosen zu „Schnäppchenpreisen“. Das Dorf war somit gerettet. Gegen  19.00 Uhr haben wir uns noch einen ersten Eindruck von der Spielstätte gemacht.  Lille und Ben hatten sich bei Betretung des Saales fast in die Hosen gesch…..,  Frank und ich empfanden das eher als selbstverständlich, spielen wir doch fast  jede Woche in Sälen, die Platz für 16 Tische, eine Bühne und jede Menge  Zuschauer bieten. Zum Abschluss des Abends habn wir noch das vom Verein zur  Verfügung gestellte Benzingeld beim Essen verprasst.
Lille und Ben  teilten sich die Honeymoon-Suite einschließlich Rosa-Bettwäsche. Wer da wohl wem  die kalten Füße hingestreckt hat?
Lille versuchte Samstagmorgen mir einen  Schrecken einzujagen: Rief er mich doch an und teilte mit, Ben hätte  Lampenfieber und sich die ganze Nacht übergeben. Lille kennend, aber doch  verunsichert erwiderte ich nur: „Netter Versuch, Lille!“
Nun war der  große Moment gekommen: 10.00 Uhr, die Deutsche Meisterschaft 2005 war  eröffnet.
1. Spiel: Berlin – Dortmund
Uns erwartete gleich  die Bundesliga-Mannschaft von Lütgendortmund auf Tisch 7 (einer von insgesamt  vier Finaltischen direkt vor der Bühne). Die Aufstellung stand bereits am Abend  zuvor: Sven, Lille, Frank und Ben.
Ein gutes Spiel machend aber mit dem  fehlenden Glück zum Abschluss verlor ich meine erste Begegnung 0:2. Nun war es  an Lille. Lille wollte zunächst einmal wissen, wie gut sein Gegner ist und  verschoss drei Mal seine letzte Kugel im ersten Spiel. Sehend, dass sein Gegner  beeindruckt war von dieser Konstanz, gewann er diese Partie doch. 1:1. Frank  konnte sich klar durchsetzen und die Partie für sich entscheiden, 2:1. Nun war  der große Augenblick für unseren Nachrücker gekommen. Die ersten Bälle zu  vorsichtig spielend verlor Ben knapp. BFC Fortuna Berlin gegen Dortmund  2:2.
Rückrundenaufstellung: Lille, Sven, Frank, Ben. Lille hat hier ein  gutes Spiel abgegeben und uns verdient in die 3:2 Führung gebracht. Ich war  dran, beim Stand von 1:1 wird mir „Fortuna“ erstmals gnädig und lässt für den  Gegner einen sehr schwer auf Stellung 8 zu bringenden Ball liegen. Diesen  gepottet verschießt er die im 90° Winkel liegende 8. Noch nie hatte ich so  schwere vier Bälle zum Sieg liegen. Dann klingelte auch noch ausgerechnet das  einzige im Saal befindliche Telefon, direkt an meinem Tisch. Ich wäre fast  gestorben. Bälle und 8 umständlich eingeschossen, 4:2 für BFC Fortuna Berlin.  Frank musste zwischenzeitlich an einem auf der anderen Seite des Saals liegenden  Tisch sein Spiel beginnen. Frank liegt 0:1 zurück, hat aber im zweiten Spiel das  Glück, dass die vom Gegner zu spielende 8 sehr foulverdächtig an seinen Kugeln  liegt. Frank lässt einen Referee dazukommen, um spätere Diskussionen zu  vermeiden. Der Gegner spielt die 8 ein und greift bereits in die Taschen, da  auch dieser der Meinung war, er hätte ein Foul begangen und dieses Spiel  verloren. Der Referee gibt das Spiel aber als gewonnen. Die Hoffnung lag nun bei  Ben, der sich nach vielen schweren Bällen, die er alle schoss, ein vermeintlich  leichte 8 hinlegte. Lille, Frank und ich standen ganz dicht bei einander. Dann  der große Jubel von sechs Berlinern (Andreas Gerbsch und Wolfgang Richter haben  uns die ganze Zeit unterstützt) und die erste Erleichterung.

2.  Spiel: Berlin – Ludwigshafen
Von nun an wurde auf  zwei Tischen gespielt. Lille und ich begannen die Partien. Ich habe schlecht  gespielt und verloren, Lille hat einen Schussfehler auf die letzte Kugel,  verliert ebenfalls. 0:2. Frank wohl noch verärgert über die Fehlentscheidung  kommt an den Tisch und macht zwei Break aus. 1:2. Ben verstellt sich in der  entscheidenden Situation, zaubert aber einen Ball von der Kopfbande aus in die  linke Mitteltasche. Die Weiße fest gespielt, läuft als Zugball von der Kopfbande  abprallend an die lange Bande auf Stellung letzte Kugel. Sicher gepottet.  Zwischenstand 2:2.
Rückrundenaufstellung: Lille, Frank, Sven, Ben. Lille  spielt ein supergutes Brett runter, hat aber Pech und sieht die 8 nicht, da die  Weiße unglücklich gleich hinter drei gegnerische Kugeln gelaufen ist. Man sah  bereits den Gegner Kreiden und den Tisch verinnerlichen. Lille ließ sich aber  nicht beirren und setzte einen Bogenstoß um die gegnerischen Kugeln auf die  Fußbande an, um so den notwendigen Winkel auf der Bande zur 8 zu erhalten. Der  Ball nimmt perfekt den Bogen, trifft die 8 und die schlendert ganz gelassen in  die Ecktasche. Der Gegner hiervon beeindruckt, verschießt in der nächsten Partie  gleich einen der ersten Bälle, Lille schießt aus. 3:2. Willi hatte schwere  Tische zu liegen, hat sich aber gut herumgepuzzelt und führte bereits 1:0, als  der Gegner in der zweiten Partie die letzte Kugel verschoss, die aber direkt in  der Ecktasche Fuß rechts vor den Kugeln von Frank liegen blieb. Er spielte ein  Safe, der Gegner versenkte aber mit Bogenstoß, 1:1.
Zwischenzeitlich  hatte ich wieder mein Spiel aufgenommen und gewann 2:1, nachdem auch ich auf die  letzte Kugel einen erfolgreichen Bogenstoß spielen musste. 4:2 Führung BFC  Fortuna Berlin. Da Frank nun auch auf die letzten Kugeln spielte, wartete Ben  ab. Frank – ganz abgeklärt – versenkte die letzten Kugeln zum Sieg. 5:2.
3. Spiel: Berlin – Chemnitz
Leider war uns nun klar, dass  wir eine gute Chance hatten ins Halbfinale zu kommen. Schließlich hatten wir  nicht die ganz üblen Brocken Osnabrück oder BFC Fortuna Bexbach als Gegner.
Wieder haben Lille und ich vorn gespielt. Lille hatte in diesem Spiel  erste Ermühdungserscheinungen, welche der Gegner zum Sieg ausnutzte. 0:1. Ich  spielte ein Break-Aus und sodann in der zweiten Partie ein gutes Safe, welches  es mir ermöglichte im direkten Anschluss erneut auszumachen. 1:1. Frank konnte  die einzige ihm gegebene Chance nicht nutzen und verlor gegen einen gut  spielenden Gegner. 1:2. Ben zeigte aber gleich, dass mit uns weiter zu rechnen  sei und schoss zwei Break-Aus. 2:2. Dann haben wir die Aufstellung geändert,  weil wir – bis auf Ben zunächst – der Meinung waren, er solle auch von vorne  spielen, da er gerade im Lauf sei. Dies hat sich auch zunächst bewahrheitet. Ben  schoss erneut das 1. Spiel aus. Leider fehlte ihm das Glück und das  entscheidende gute Brett, um diesen Satz für sich entscheiden zu können. 2:3.  Lille lag bereits 0:1 zurück und hatte ein schon verloren geglaubtes Spiel auf  dem Tisch zu liegen. Um eine seiner vollen Kugeln an der Fußbande lagen  sämtliche gegnerische Kugeln. Mit den einzigen beiden verbleibenden Bällen an  der Kopfbande war ein Trennen bzw. ein Stellungsspiel utopisch. Lille entschied  sich für ein Safe. Zwar traf der Gegner seine Kugel, die Weiße lief jedoch in  die Tasche. Nun konnte Lille mit Ball in Hand diese Kugel wegspielen und den  Satz doch noch für sich entscheiden. 3:3. Frank lag inzwischen 0:1 zurück und  konnte leider die letzte Kugel zum 1:1 nicht versenken und hatte nun auch eine  wenig aussichtsvolle Situation auf dem Tisch. Einen schwer liegenden Tisch  konnte ich nicht ausschießen. Dies nutzte mein Gegner zum 0:1 aus. Leider hatte  Frank am Nebentisch gerade auch die zweite Partie verloren. 3:4. Nun war der  Druck doppelt so hoch für mich. Mein Gegner verschoss die letzte Kugel, ließ mir  jedoch zwei schwere Bällen liegen. Allein die Entscheidung, welchen Ball ich  spiele, dauerte bestimmt drei Minuten. Die Entscheidung und die Ausführung gut,  schoss ich beide Bälle ein, ließ mir jedoch eine gerade 8 über den ganzen Tisch  an der Bande entlang liegen. Diesen Ball konnte ich nicht versenken und war  hierüber mehr als enttäuscht. Am meisten tat es mir auch für die Mannschaft  leid, da wir zumindest noch die Chance auf eine Verlängerung und somit auf den  Einzug ins Halbfinale gehabt hätten.
Letztlich haben wir uns alle gut  geschlagen und können mit dem Ergebnis zufrieden sein.
(Sven Kühn)